The Guiding Light

Im Juli 2021, war es schließlich so weit: Der Bau des Gesellenstückes war abgeschlossen und die Ausbildung so gut wie vorbei. 

Insgesamt 47 ehemalige Auszubildende bekamen feierlich ihren Gesellenbrief überreicht und alle Prüfungsstücke konnten im Stadtmuseum Siegburg bnewundert werden.

 

Dieser Artikel verschafft einen ausführlichen Einblick hinter die Kulissen einer eindrucksvollen Tradition.

 

„Das Volk, das in der Finsternis wandelt, 

hat ein großes Licht gesehen“

Jesaja 9:1

Lust auf mehr? 
Hier gibt es einige Musikvorschläge zum Weiterlesen!

Alternative Rock Instrumental
Worship Instrumental
Cinematic Instrumental

Ein Leuchtturm, der in den Zeiten einer Pandemie, welche die ganze Welt zu lähmen scheint, auf den zeigt, der selber 
Licht und Hoffnung ist. 

I. Vorwort

 

„So soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten: 

Sie sollen eure guten Werke sehen und 

euren Vater im Himmel preisen.“

 

 Matthäus 5:16

 

 

Ein kluger Mann hat einmal gesagt: Echter Lobpreis ist nicht nur ein „Halleluja“ in der Kirche und auch kein „Gott sei Dank“, im alltäglichen Leben, wenn der Corona-Test wieder einmal negativ war. 

Nein, Lobpreis ist das kontinuierliche Ausschütten von allem was ich bin, alles was ich mache und alles was ich jemals sein werde im Licht eines realen Gottes[1].

 

Aber was hat das ganze hier in einer Tischler-Gesellenprüfung zu suchen?

 

Nun ja, eine Produktmappe beschreibt unter anderem den gesamten Planungsprozess, begonnen mit ersten Gedanken und Skizzen, den Faktoren und Einflüssen, die das Stück geprägt und geformt haben, und den Änderungen, Korrekturen und Verfeinerungen, die es zu dem machen, was nun vor Dir steht. 

 

Nach etwaigen ersten Ideen und Skizzen, die schlussendlich in Verwürfen endeten, kristallisierte sich nach und nach ein Möbelstück heraus, welches ein Licht in der Dunkelheit sein soll. 

Ein Leuchtturm, der in den Zeiten einer Pandemie, welche die ganze Welt zu lähmen scheint, auf den zeigt, der selber Licht und Hoffnung ist. 

 

 

Gerade deshalb ist „The Guiding Light“ nicht nur ein Gesellenstück, das entworfen wurde, weil es musste, oder um eine bestmögliche Benotung zu erlangen. 

Nein, es ist vielmehr ein Zeugnis, das bis in den August 2020 zurückreicht. 

Eine Geschichte, die erzählt, worauf es wirklich ankommt. 

 

Viel Spaß mit: „The Guiding Light”!


 

[1] Harold M. Best

"Das Volk, das in der Finsternis wandelt, hat ein großes Licht gesehen; über den Bewohnern des Landes der Todesschatten ist ein Licht aufgeleuchtet."

 

 

III. Die Entstehung der Idee

 

Als bereits der Bau des Kleinen Gesellenstückes von der Pandemie beeinträchtigt und geprägt wurde, entwickelte sich ganz zögerlich der Gedanke, die Emotionen und Eindrücke, die Corona in unserem alltäglichen Leben ausgelöst hat, für die Zukunft gewissermaßen festzuhalten. 

Die folgende Fragestellung erleichtert die Einsicht in diesen Gedanken:


Ist es möglich mit diesem Möbelstück eine Momentaufnahme der Eindrücke einer ganz besonderen Zeit festzuhalten?

 

Manch einer fragt nun: Möchte man eine solche Zeit überhaupt festhalten? Was soll man mit einem Jahr, das wie 2020 von so vielen Einschränkungen und Entbehrungen geprägt war, nur anfangen? Gleiches gilt für den Beginn des Jahres 2021: 

Viele Menschen haben vor allem unter den Nebenwirkungen der Pandemie gelitten.  Die sozialen Kontakte wurden auf ein Minimum beschränkt, der Arbeits- und Freizeitalltag wurde gravierend verändert und es schien so, als hinge egal, wohin man auch geht und egal, was man auch unternimmt, über allem ein dunkler Schatten. 

Doch die Antwort lautet überraschenderweise: „Ja!“. Eine solche Zeit hat sich bereits auf unser Denken und unser Handeln abgezeichnet, tut es zu diesem Zeitpunkt noch und wird es auch sicherlich noch in Zukunft weiter tun. 

Bekanntlich ist die wohl weiseste Antwort auf einen dunklen Schatten, der weder greifbar noch kalkulierbar noch klar wahrnehmbar ist, nur das eine: Licht!

 

Nach dem Verwerfen der ersten Ideen und Entwürfe gelangt man als angehender Tischler an einen Punkt, den man im IT-Wesen als „Reboot“ bezeichnet. Auf Deutsch wäre dies, der sogenannte „Neustart“.

 

Bedeutungen von Neustart:[3]

  1.  Neuanfang, Neubeginn
    1.  Erneutes Starten
    2.  Erneutes Starten eines Computers bei laufendem Betrieb; Warmstart

 

Der Warmstart ist die wohlmöglich beste Umschreibung für den Vorgang, der in diesen Anfängen der Planungsphase erfolgt ist. Der Computer befindet sich bereits auf der gewünschten Betriebstemperatur, muss allerdings noch einen Impuls von außen erhalten. 

Und der Impuls kam. 

Nicht von allein, sondern durch Bibelstellen, die Christen in einer eher düsteren Zeit immer wieder teilen, durchlesen und ansprechen. Verse, die alle ein ganz besonderes Symbol gemeinsam hatten: Licht!


 

[3] Deutsches Universalwörterbuch, (Duden, 28. Auflage, 2020) Suchbegriff: Neustart

Jesaja 9:1

"Der Warmstart ist die wohlmöglich beste Umschreibung für den Vorgang, der in diesen Anfängen der Planungsphase erfolgt ist."

II. Produktbeschreibung 

 

 

„The Guiding Light“[2] ist kein gewöhnliches Esszimmermöbel, sondern die Kombination eines handwerklich anspruchsvoll konzipierten Möbelstückes und einer wirkungsvollen Ambiente-Beleuchtung. 

 

Doch weshalb läuft dieses Möbelstück konisch zu und mündet letztlich in einer Lichtquelle?

 

Aufgrund seiner konischen Form kombiniert mit einem hell leuchtenden Licht liegt es bereits auf der Hand, dass „The Guiding Light“ ein architektonisch stilisierter Leuchtturm ist, der aufgrund unterschiedlichster Komponenten jedem Esszimmer einen ganz besonderen Charakter verleiht. 

Zusätzlich bietet dieser Leuchtturm hervorragende und bedienerfreundliche Verstaumöglichkeiten für Tafelservice, Wein- und Spirituosenflaschen, Gläser jeglicher Art, Gedeckunterlagen, und alles weitere, was für einen geschmackvollen Abend mit Freunden, einem Festessen mit der Familie oder einem Candle-Light-Dinner mit der oder dem Geliebten benötigt wird. 

 

The Guiding Light“ bringt wortwörtlich Licht ins Dunkele und erhellt nicht nur den Raum, in dem es steht. 


 

[2] deutsch: Das „leitende Licht“

Ist es möglich mit diesem Möbelstück eine Momentaufnahme der Eindrücke einer ganz besonderen Zeit festzuhalten?

III. Die Stückbeschreibung

 

The Guiding Light“ ist mit seinen Trapezmaßen von:  a = 550 / c = 340 / h = 2000 /  𝝰 = 𝝱 = 87°, ein sich stetig um 3° verjüngendes Wohnzimmermöbel, welches sich gerade wegen seines Konus´ dynamisch und erfrischend und doch auch stetig und beruhigend auf den umgebenen Raum auswirkt. Das wohlige Farbspiel von schokoladenem Nussbaum und gold-brauner Eiche als Scheinrahmenbau hat ebenfalls eine positive Auswirkung auf diesen Effekt. Die eigentlich in Eiche furnierte Möbelfront, welche immer wieder von Nussbaum-Querhölzern und -Griffen durchdrungen wird, ist keineswegs schlicht doch andererseits auch wenig wild oder ungleichmäßig. 

 

 

Das eine, zum genaueren Erforschen des Möbelstückes einladende, offene Fach mit dem aus Gusseisen gefertigten Handrad, regt den Betrachter an, auf die vielen kleinen Details, die

The Guiding Light“ bietet, zu achten und abschließend das erleuchtende Spektakel hautnah mitzuerleben. 

 

Doch am Fuße des Leuchtturmes begonnen, eröffnen zwei handwerkliche Großkaliber das Streben gen Himmel. Mit diesen zwei, an den goldenen Schnitt angelehnten, trichtergezinkten und klassisch geführten Schubkästen bietet das Möbel üppigen Stauraum für sämtliche individuelle Inhalte. Zwecks des sich durch das ganze Stück ziehenden Konus´, kann ein klobiges Empfinden optisch unterbunden werden, ohne an Stauraum einzubüßen. 

 

Das Möbelstück aufsteigend, wird ein weiterer platzkomfortabler Stauraum erschlossen, der dreiseitig, staubdicht abgeschlossen ist und zwei Verbundglas-Einlegeböden mit einer Mittelschicht aus Eiche-Furnier, und einem umrundeten Nussbaumrahmen, verbirgt. Die lichten Zwischenmaße, sind wie die Schubkastenaufdecke an den Konus des gesamten Möbels angepasst und bieten daher eine optisch vertraute und gleichzeitig nutzungsfreundliche Funktion. 

Die Drehtüren, deren Anschlag mit jeweils zwei dreidimensionalen Möbelbändern konzipiert ist, besitzen die angenehmen Eigenschaften, weder auf eine Zuhaltung noch auf einen Bremshalter angewiesen zu sein, da der 3° Winkel steil genug ist, die Türen auf Staub- und Schlagleiste zu halten, gleichzeitig, aber nicht steil genug ist, um das Überschlagen der flügeltürartig aufschlagenden Türen zu bewirken. 

 

Eine Möbeletage darüber befindet sich das Herzstück des Leichtturmes und das Bauteil, welches einen lediglich konisch zulaufenden Schrank, zu einem Licht verwandelt, das die Dunkelheit durchdringt. 

Denn dieses gusseiserne Handrad ist der Eye-Catcher für jeden, der sich dem Stück nähert. Es soll dazu anregen mit dem Stück zu interagieren und es zu dem zu machen, wofür es gebaut wurde, nämlich: Licht

In dem, mit einer magnetisch festgehaltenen Revisionsklappe, verdeckten Fach befindet sich gesamte Mechanik, die dazu benötigt, wird um den Lampenboden, in der Höhe verstellen zu können. Selbst konzipiert und entwickelt, verschiebt sich die per angeschweißte Flansch, am Lampenboden befestigte Trapezgewindemutter auf der mit einem Kugellager verschweißten Trapezgewindespindel. Der dadurch in Auf- oder Abwärtsbewegungen versetzte Lampenboden, wird ähnlich, wie ein Schubkasten, von Streichleisten gegen das Verkippen gesichert und befördert somit den obersten Teil des Turmes, die warmscheinende Ambiente-Beleuchtung, auf- oder abwärts. 

 

Beim Licht angekommen, kann der mäßige Kontrast zwischen dem im Glasverbund verklebten Oliven-Furnier und den mit Eiche furnierten Flächen, sofort wahrgenommen werden. Das verhältnismäßig helle Furnier, welches durch immer wiederkehrende dunkele Streifen einen hervorragenden Lichtdurchlass gewährleistet, hebt sich ansprechend von der Eiche ab greift jedoch durch die Zweifarbigkeit das Farbenspiel von Nussbaum und Eiche wieder auf. 

In der Lichtquelle selber befinden sich 4m mit Akkubatterien betriebene 12 V LED-Streifen, die um einen Acrylglaszylinder gewickelt sind und farblich individuell per Fernbedienung verstellt werden können. 

 

Um abschließend einige der kleineren Details aufzugreifen, wird ein Blick auf die Schubkästen geworfen. Beide Trichterzinkungen weisen je Kastenecke sieben Schwalben auf, dessen Rolle es ist, die sieben Tage der Schöpfung aufzugreifen und im Stück selber zu etablieren. 

Eine weitere konstruktive Besonderheit, sind die 35mm breiten Scheinrahmen, welche aufgrund der nur 24mm dicken Seitenwände, alle Lauf-, Streich-, Kipp-, Staub-, und Anschlagsleisten hervorragend verdecken und den Schubkästen genug Raum zur Luftverdrängung gewähren, ohne das Hinterstück wie gewöhnlich schmaler zu gestalten.

IV. Ideen und erste Entwürfe

 

1. Erste Skizzen auf Papier 

Ende August 2020 fanden sich dann die ersten Bleistiftkritzeleien[4] im analogen und die noch wagen Ideensammlungen im digitalen Ordner, die beide die Aufschrift „Gesellenstück 2021“ trugen, wieder. Von da an lief der Prozessor und der Arbeitsspeicher füllte sich von Tag zu Tag. Zu Anfang lag die Schwierigkeit in der Aufgabe einen Leuchtturm zu konstruieren, dessen Form nicht nur optisch ansprechend, sondern auch im Alltagsgebrauch praktikabel ist. Es setzte sich ein Trend mit den Trapezmaßen a = 500 / c = 300 / h = 1800 mm durch, der allerdings kurz darauf wieder verworfen werden musste, damit die konische Schräge kein Nachkommastellen-Maß einnimmt, sondern glatte 3°. 

Am 18. September 2020 waren sie dann erstmals auf dem Papier: Die finalen Trapezmaße a = 550 / c = 340 / h = 2000 mm, die sich von da an auch nicht mehr großartig verändern sollten.

Nach den ersten analogen Anfängen wurde der Fokus auf den digitalen Weg des Zeichnens verlagert, um eine bessere Vorstellung der Form zu erlangen, kleinere Details verändern zu können und manch eine verrückte Ideen auszuprobieren.

Das Ergebnis lag schließlich in horizontal furnierter Kernbuche mit Nussbaum-Anleimer vor. Fazit: Die Form wirkt gleichmäßig und nicht zu voluminös, doch bezüglich Gestaltung und Einteilung stehen noch viele Fragen offen. 

Die Planung wurde deshalb wieder zurück an das Zeichenbrett verschoben, um zwei große Bereiche abzudecken: Die trichtergezinkten Schubkästen und die konisch zulaufenden Türen mit passender Anschlagslösung.

Eines zeichnete sich jedoch schon ab: Vieles an Planungsaufwand, wird in die Werkstatt verlegt werden müssen, da die konstanten Winkel des Stückes, keine Fehler erlauben und genauestens auf ihre Funktionalität geprüft werden müssen. 

 

2. „Stille Nacht, Heilige Nacht“

Ende Oktober konnte dann in der Berufsschule die erste Besprechung mit dem Klassenlehrer stattfinden, die dazu führte, dem ganzen Vorhaben etwas Ruhezeit zu gewähren. Der erteilte Rat: Mit etwas Distanz auf die Vielzahl von Detailfragen und Sonderlösungen, entwickelt sich ein klarer Trend, ob „The Guiding Light“ realistisch umsetzbar ist oder ob womöglich Platz für eine neue Idee geschaffen werden muss. 

 

Diese einmonatige Ruhezeit, erwies sich als äußerst sinnvoll und notwendig, denn mit etwas Distanz und einem klaren Kopf konnte Mitte Dezember 2020 die finale Entscheidung getroffen werden. 

Nach der Fertigung einer Vielzahl kleiner Leuchttürme im Maßstab 1:10 als Weihnachtsgeschenke für Familie und Freunde,  war es nun ohne jeden Zweifel, dass „The Guiding Light“ auch das Stadtmuseum in Siegburg eines Tages erleuchten soll. 

Vom Schreibtisch in die Werkstatt 

Ausgiebige Planung und akribische Zeichenarbeit sind zwar ein nicht zu unterschätzender Faktor im Tischler-Handwerk, doch Papier verzeiht viel und das, was in der Theorie eindrucksvoll und gut durchdacht wirkt, kann in der Praxis schnell scheitern. 

Es folgt also ein kurzer, aber übersichtlicher Einblick in die unterschiedlichen Schwierigkeiten des Möbels, die bestenfalls im Voraus praktisch umzusetzen sind:

  • Die Ausarbeitung der Ambiente-Beleuchtung + elektronische Umsetzung 
  • Der Mechanismus zur Bewegung der Beleuchtung[9]
  • Trichtertüren + Bandanschlag
  • Trichterzinken + Schubkastenführung
  • Verleimen des gesamten Korpus im Faltverfahren

 

Schon auf den ersten Blick wird einem erfahrenen Tischlergesellen oder -meister schnell deutlich, dass es sich hierbei, um eine nicht zu unterschätzende Menge an Plattenmaterialien und Vollholz handelt, sollte sich dafür entschieden werden, die praktische Umsetzung mindestens einmalig zu testen. 

Der Umwelt und dem Handwerk zuliebe, stand auch diese Entscheidung kurzerhand fest:  In den Tagen zwischen Neujahr und Silvester und den darauffolgenden Samstagen, wird der Fokus vom Schreibtisch in die Werkstatt verlegt und der Bau 

eines Prototyps in die Wege geleitet.

Mit den in dieser Arbeitszeit erlangten, wirklich wertvollen Erkenntnissen und Erfahrungen, konnten kleinere Korrekturen und Änderungen vorgenommen werden und Anfang Februar in die CAD-Zeichnungen, die als Hilfsmittel zur Klassenvorstellung der Gesellenstücke dienten, einfließen. 

 

Mitte März ging es schließlich von der Werkstatt zurück an den Schreibtisch und vom Schreibtisch direkt an das DIN A0 Zeichenbrett. 

Denn neben etwaigen Telefonaten und Beschlags-Bestellungen bei unter anderem gewerksfremden Unternehmen, begann auch die Fertigung der ersten Vorzeichnungen als Einstimmung auf die kommenden Abgabezeichnungen.

V. Die Bauphase 

 

1. Null oder Hundert

 

Von Anfang an war eines ganz klar: Dieses Stück birgt so viele Schwierigkeiten, dass wenn es am 29. Juni 2021, fertig gebaut und anständig verarbeitet, abgegeben werden soll, in der gesamten Bauphase Vollgas gegeben werden muss. Das heißt: Jeden Morgen den Wecker auf 5:00 Uhr, eine strukturierte Arbeitsvorbereitung und einen gut koordinierten Arbeitsablauf, sechs Tage die Woche arbeiten, aber auch den Sonntag als Ruhetag zur Erholung nutzen, keine Zeit durch Spielereien verschwenden und während dieser Zeit stets den Grund für und das Ziel von „The Guiding Light“ vor den Augen zu halten. 

Es hieß also: „Null oder Hundert – Alles oder Nichts“[4]

 

2. Kein Tag wie der andere 

 

Den Bau eines Gesellenstückes kann man in seinen Grundzügen sehr gut mit einer langen Wanderung vergleichen. Alle Lehrlinge suchen sich zu Anfang ihre Strecke, den Schwierigkeitsgrad und ihr Equipment aus. Die Wanderung wird im Voraus geplant, es werden viele Überlegungen angestellt, die Schwierigkeiten und Gefahren analysiert und von Zeit zu Zeit konkretisieren sich die Planungen. 

Die Zeitaufteilung erfolgt in verschieden Etappen, es wird ein Zeitplan erstellt, dem, falls man in Verzug gerät, gewisse Zeitpuffer hinzugefügt werden und man teilt sich die Strecke so auf, dass man nicht nach der ersten Woche völlig erschöpft ist und eigentlich nicht weiterwandern kann. 

Kurz vor Beginn sind die Vorbereitungen, die Planungen und auch das Training bestenfalls abgeschlossen und bevor es losgeht, wird noch einmal tief durchgeatmet. 

Dann läuft man los. 

Die Wanderung ist bis ins Detail geplant, man weiß ungefähr was vor einem liegt, man kennt den Zeitpunkt, an dem man im Ziel eintreffen will… und doch hat man noch keinen blassen Schimmer, was auf dem Weg passieren wird. 

Es ist also gewissermaßen eine Reise ins Ungewisse, denn auch wenn das Kleine Gesellenstück eine sehr gute Vorbereitung war, ist es nicht mit dem zu Bau eines Gesellenstückes zu vergleichen. 

Wie auf einer Wanderung ist der Tagesablauf ähnlich: Man wandert. 

Die Natur, die einen umgibt, verändert sich, das Wetter kann entweder beschleunigen oder bremsen, Schwierigkeiten, Anstrengung und Erholung variieren, man trifft Menschen auf dem Weg und so vieles mehr; doch der Tagesablauf bleibt gleich: Man wandert. 

Jeder Tag ist also ähnlich, aber keiner wie der andere

So wie die Berge auf und abgehen, ist auch die Bauphase ein ständiges Auf und Ab. Arbeitsschritte gehen schief, Fehler passieren und Vorstellungen können nicht so realisiert werden, wie sie durchdacht worden sind. Doch man wandert weiter, um das Ziel, das man vor Augen hat, nicht zu verlieren. 

Jeden Tag sieht man Fortschritt. Manchmal mehr und manchmal weniger.[2]

 

 

3. Treibstoff für den Motor

 

Was hält den Motor in so einer Zeit am Laufen? 

Wenn Schlaf, soziale Kontakte, ausgewogene Ernährung und die in der Gesellschaft so oft betonte und verlangte „Work-Life-Balance“ zu kurz kommen?

Wenn ein konstanter Druck herrscht und sich die Gedanken nach Feierabend nur schwer von den nächsten Arbeitsschritten und Vorgehensweisen lösen können?

Wenn das heiße und schwüle Wetter, den sowieso schon übermüdeten und angestrengten Körper zusätzlich belastet?

 

Sind es Kaffee, Energy-Drinks oder andere koffeinhaltige Getränke? 

Sind es die Personen um einen herum die motivieren, unterstützen, anspornen und sogar mit vermeintlich kleinen Dingen wieder aufbauen?

Sind es die Ziele und Träume, die man sich in den Kopf gesetzt hat, um eine möglichst gute Note oder sogar einen Preis für sein Gesellenstück zu bekommen?

 

Vermutlich würde man von fünfzig Lehrlingen, fünfzig verschiedene Antworten bekommen, aber derjenige, der meinen Motor am Laufen gehalten hat, ist auch derjenige, der das Universum in seine Existenz gerufen hat. 

Es ist derjenige, der seine Kinder niemals fallen lässt, durch den Sturm trägt und ihnen ein Licht in der Dunkelheit ist. 

Derjenige, der alles geschaffen hat und dem wir alles, was wir sind und was wir tun, zu verdanken haben. 

Es ist der „Ich bin, der ich bin[5], der niemandem Rechenschaft schuldig ist und alles und jeden in seinen Händen hält. 

Wenn ER an deiner Seite ist, wird nichts mehr unmöglich sein, weil der Treibstoff für den Motor nicht mehr Erfolg, oder Anerkennung, oder Stolz, oder Geld sind, sondern Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung[6].

Das sind die Dinge, die den Motor nachhaltig am Laufen halten, selbst über Prüfungs-, Bau- und sogar Lebensphasen hinaus. 


 

[4]„Null oder Hundert“ – Miljiö; 2019

[5]Exodus 3:14

[6]Galater 5:22

VI. Dank- und Schlussworte

 

Was bleibt noch zu sagen? 

Welche Worte bringen dieses Projekt zu einem guten Ende? 

Um es in den Worten von Paulus zu sagen:

 

„Gott aber, dem ewigen König, der unsterblich und unsichtbar ist, 

dem alleinigen Gott 

gebühren Lob und Ehre in alle Ewigkeit. 

Amen!“[7]

 

Es folgt allerdings auch ein kleiner Einblick, wem ich sonst noch zu danken habe; Menschen, die mich teilweise monatelang unterstütz und begleitet haben. 

Manch einer könnte jetzt denken: Warum muss man wegen eines großen Stückes Holz so sentimental werden? 

Aber ich finde es einen angemessenen Einblick, der leider viel zu selten preisgegeben wird. Denn bei der Ausstellung sieht man nur die Früchte, die ein Baum trägt, der über lange Zeit mit und durch andere gewachsen ist.

 

 

Ich möchte mich bei meiner Freundin bedanken, für die diese Zeit gerade in den Anfängen unserer Beziehung sehr herausfordernd war, und für die ich manchmal nicht da sein konnte, als sie mich für eine Umarmung, einen Spaziergang oder ein Gespräch gebraucht hätte. Aber auch für ihren Support, ihre Gebete und spontanen Anrufe, für leckeres Essen und die ein oder andere Nachtschicht, die sie mit geschoben hat. 

 

Ich möchte mich bei meinem Papa bedanken, den ich immer und meistens nach Feierabend alles fragen durfte und der mir immer eine ehrliche Antwort gegeben hat, auch wenn das nicht immer die Antworten waren, die ich hören wollte. 

Der mir seine Werkstatt uneingeschränkt zur Verfügung gestellt hat, um auszuprobieren, zu testen, zu werkeln und um nach und nach einen Prototypen entwickeln zu können. 

Der mir seit Beginn der Ausbildung Wissen weitergibt und durch die ein oder andere Stichelei dafür sorgt, besser zu werden in dem was ich tue. 

 

ch möchte mich bei meiner Familie bedanken, bei meiner Mama und meinen Geschwistern aber auch Verwandten, die mir Dinge besorgt haben, wenn ich keine Zeit dazu hatte, die mir liebe Worte und Gebete zugeschickt haben und sich teilweise mehr auf das Stück gefreut haben als ich es getan hab. 

Ebenso bei meiner „Church – Family“ die so liebevoll und treu für mich gebetet, mich aufgebaut und unterstütz hat. Die mich immer wieder zu Dem hingeführt hat, Den dieses ganze Projekt feiern soll. 

 

Ich möchte mich bei meinen Freunden bedanken, die mich noch weniger sehen konnten als meine Familie, aber trotzdem geschrieben haben, wie es läuft und motivierende Worte gefunden haben. 

Aber auch bei den Freunden und gleichzeitig Tischler-Kollegen, die mit angespornt, gelobt, verbessert oder besucht haben. 

 

Ich möchte mich bei meinem Chef und meinen Arbeitskollegen bedanken, die mir Platz und Ruhe zum Arbeiten gegeben haben, die mir beim Verleimen und Anheben mit angepackt haben, die mich motiviert und unterstützt haben, indem sie am Stück und der Ausführung Interesse gezeigt haben. 

 

Ich möchte mich auch bei den Handwerksbetrieben, Händlern, Unternehmen und Zulieferern bedanken, die auch in Zeiten von Corona zuverlässig waren, die so manches merkwürdiges Telefonat hinnehmen mussten, wenn es darum ging Maschinenteile in geringer Stückzahl für ein Gesellenstück zu verkaufen, oder die Rabatte an Lehrlinge verteilen oder gar komplett sponsern, um so ein Stück überhaupt finanzieren zu können. 

 

 

Die Liste ist lang und sie könnte wahrscheinlich noch viel länger sein, aber ich hoffe, dass sie deutlich macht, dass in diesem Stück viel viel mehr steckt als nur die Leistung einer einzigen Person. 

 

 

Ich hoffe, dass ich einen guten Einblick in „The Guiding Light“ verschaffen konnte, und falls es irgendwelche Fragen oder Anmerkungen gibt, steht auf dem Deckel, bei wem du dich melden kannst.

 

[7]1 Timotheus 1:17

 

"The Guiding Light" - Galerie

Erfahre mehr rundum CrossWood:

Unsere Partner

Kontakt

FAQ

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.